23.9.11

Campo do Gerês






Irgendwo im Nirgendwo. Allein nach Campo do Gerês zu kommen ist schon ein Abendteuer. Das hoechstens 100-Seelen-Dorf liegt mitten im portugiesischen Nationalpark Peneda-Gerês, im Nordwesten, gleich an der spanischen Grenze. Zuerst geht es mit dem Zug von Porto nach Braga, eine sehr christliche Stadt, von der ich aber wenig mitbekomme, weil ich mich vom Bahnhof zum Bustransfer-Terminal durchschlagen muss, der pratischerweise nicht nur am anderen Ende der Stadt liegt, sondern auch schlecht ausgeschildert ist, naemlich gar nicht.

Angekommen, mache ich die Erfahrung, die ich bislang ueberall in Portugal gemacht habe, nette Leute, die alle mehr oder weniger gut Englisch sprechen und vor allem eines sind: hilfbereit. Ein Ticket in die endlegende Gegend zu bekommen ist daher kein Problem. Allerdings muss ich erst einmal 1 1/2 Stunden warten, es fahren naemlich nur fuenf Busse pro Tag in den Ort, in dem die Jugendherberge liegt.
Der Bus ist fast leer, nur die typisch portugiesichen Mamas und zwei Rentner sitzen zwei Reihen vor mir. Die Frauen, dick bepackt mit Einkaufstaschen. Die Maenner scheinen dagegen eher eingestiegen zu sein, weil sie mal wieder eine Runde mit dem Busfahrer schnacken wollen.

Paranoid und durchorganisiert wie ich bin, hab ich mir natuerlich ein Bild von der Jugendherberge ausgedruckt, bzw. die Internetseite. Nach einer Stunde rumkurverei ueber kleine Strassen, den Abgrund immer im Auge, komme ich an. Na ja fast, erst einmal fahren wir an der Jugendherberge vorbei. Irgendwie dachte ich, dass der Bus hier automatisch haellt. Also halte ich dem netten alten Mann vor mir erst mal den Jugendherbergs-Ausdruck vor die Nase, der sagt irgendwas freundliches auf portugiesisch, der Bus haelt, ich gehe ein Stueck der Strecke zurueck. Ich bin da.

Es riecht herrlich, wuerzig nach Pinien, Waldboden und die Luft ist ganz klar. Und es ist ruhig, man hoert einfach gar nichts. Sofort muss ich an meine Wandertouren in Australien denken. Wunderbar.
Das Zimmer ist einfach, Vierermaedchenzimmer, modern, sauber, super. Das Essen ist reichlich aber eher Kantinenstandart. Ausserdem werden ich fuer die naechsten drei Tage Fisch essen - vegetarisch is nich.

Voll motiviert stapf ich am naechsten Tag los. Ausgeruestet mit Profi-Wanderschuhen, auch bekannt als Chucks und einem Wanderrucksack, sprich Handtasche. Drei Stunden lang geht es an einem Stausee vorbei, superschoener Ausblick, dann gehts durch den Wald. Kleine Fliegen attakieren mich staendig, zumindest muss ich nicht in der prallen Sonne gehen. Nach drei Stunden wandern, kann ich es endlich sehen, das erste natuerliche Schwimmbecken. Leider bin nicht alleine, um den blaugruenen See herum, sitzten Leute in meinem Alter, meistens Paerchen, wie die Paviane und starren auf den Wasserfall.
Irgendwann sind die Paviane fast alle weg und ich wage mich ins Wasser. Es ist eiskalt, Bergseewasser, eben. Nach ein bisschen paddeln kletter ich auf einen Stein und lass mich von der Sonne trockenen, dann gehts zurueck zur Jugendherberge, schliesslich muss ich noch drei Stunden nach Hause laufen. Auf dem Rueckweg bieg ich nochmal ab, wieder bin ich nicht alleine, dafuer ist der See noch schoener.

Am naechsten Tag habe ich dann noch das Glueck Wildpferde zu sehen, Stute und Fohlen, zum Nasestreicheln nah. Was soll ich sagen? Der perfekte Wandertrip.

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