24.9.11

Verloren gehen in Lissabon





















Natuerlich bin ich nicht verloren gegangen. Aber am besten man tut mal so als ob. Denn am aufregensten erkundet man eine Stadt, indem man einfach mal den Stadtplan ganz tief in der Tasche vergraebt und einfach losgeht, mal sehen wo man sich wiederfindet. Meine erste Station habe ich allerdings doch mithilfe des Stadtplans gefunden. Ein Flohmarkt im Viertel Alfama. Durch die kleinen Gassen dorthin schlaengeln sich nicht nur Touristen sondern auch die typisch lissabonische (sagt man das so?) Tram. Es ist ein bisschen wie Achterbahnfahren wenn man in dem alten Kasten sitzt und jeden Augenblick damit rechnet, dass der Wagon gleich die naechste Hauswand schrammt.



Der Flohmarkt an der Kirche Sao Vicente de Fora ist riesig. Zu kaufen gibt es vor allem Klamotten und Buecher. Die Klamotten sehen aber meist eher so aus, als kaemen sie frisch aus der Kleiderkammer. Wirklich interessant sind die jungen Designer, die ihre Sachen hier anbieten, zumeist Schmuck, T-Shirts oder Roecke. Im Vergleich zu anderen europaeischen Staedten sind die Dinge eher guenstig. In Amsterdam oder Berlin wuerde man wahrscheinlich das doppelte fuer ein Armband oder ein selbstgemachtes Oberteil bezaheln. Allerdings sitzen auch jede Menge Privatpersonen auf dem Flohmarkt und verkaufen ihren halben Hausstand oder eben nur mal drei Teile.


Eine wirklich kurioses Highlight ist aber der Friedhof Cemitério dos Prazers uebersetzt heisst das "Friedhof der Vergnuegungen". Ueberall stehen kleine Marmorhauschen, in dem die Verstorbenen bestattet sind. Haufig kann man sogar in die ueberirdische Grabkammer gucken, da viele der kleinen Haeuschen mit eine Glastuer ausgestatte sind. An der rechten und linken Seite im Inneren sind kleine Waende eingezogen, eine Art Regal, auf denen die Saerge liegen. Oft sind diese nur mit grossen Spitzendeckchen zugedeckt. Diese sind zum Teil bereits zersetzt, sodass man einen sehr guten Blick auf den modernden Sarg hat. Irgendwie ein bisschen morbide, dem Verwesungsprozess so direkt zusehen zu koennen. Dafuer sind die Hauschen wunderschoen mit Ornamenten und Statuen verziert. Besonders kurios fand ich uebrigens die Grabplatte, die eine Schreinerbank darstellen soll.

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