29.9.11

Letzter Tag in Porto

Warum ist Porto schoener als Lissabon? Lissabon ist eine fantastische Stadt, hat jede Menge Kultur, Parties, Shopping zu bieten, ist aber letztendlich doch nur eine der europaeischen Hauptstadte mit allem was dazughehoert - gestressten Managertypen im Anzug, die klassische Fussgaengerzone im Zentrum mit den ueblichen Globel Playern der Textilindustie.
Klar gibts auch in Lissabon die netten kleinen Viertel in denen sich junge Designer, coole Bars und Cafes angesammelt haben. Trotzdem scheint auch in Lissabon, wie ueberall auch alles gleich gebuendelt zu sein: hier Starasse mit den coolen Bars, da der Platz mit den Restaurants dort die Souvenierlaeden.
In Porto gibt es so eine Zentraliesierung kaum. Da steht neben dem Eisenwarenladen aus dem letzten Jahrhundert die stylische Luxusboutique und das Geschaeft von gegenueber bietet Schlafanzuege fuer Herren an.
Porto ist noch nicht so mitgerissen von der Globalisierung, oder sagen wir besser, das Stadtbild ist es noch nicht. So findet man vor allem immer noch viele kleine Fachgeschaefte aller Art. In einem werden Handtuecher verkauft, im naechsten Unterwaesche oder Kerzen und auch Laeden in denen man jede Menge religioesen Kitsch wie Heiligenfiguren kaufen kann, existieren in Porto noch zu Hauf.

Daneben faellt aber vor allem eines auf: Der schleichende Verfall der Haeuser in der Stadt. Grosse Plakate kuendigen zwar an, dass die Verwaltung dagegen etwas unternimmt aber ueberwaeltigende Resultate sind noch nicht zu erkennen. So steht gefuehlt jedes dritte Haus leer bzw. sieht so aus als staende es leer. Oft genug sind auch voellig heruntergekommene Bauten mit zersplitterten Fensterscheiben noch bewohnt.
Wer also in Porto leben will, der hat zwei Moeglichkeiten: Entweder man wohnt zentral in der Altstadt und nimmt in Kauf, dass die Wohnung dringend sanierungsbeduerftig ist und ausserdem noch feuchte Waende hat oder man zieht auf die andere Seite des Flusses wo neue graue Wohnbloecke entstehen. Die sind vielleicht nicht stilvoll, haben aber zumindest ein funktionierendes Bad. Uebrigens: Obwohl die Bausubstanz so schlecht ist, ist wohnen in der Altstadt keinesfalls guenstig: Lage schlaegt Komfort.

27.9.11

Fado

In Lissabon Fado zu sehen, isr gar nicht so einfach wie man denkt. Die meisten Kneipen sind naemlich Touristenabzocke. Dort sitzt man dann vor Saengern, die ihr Geld damit verdienen, jeden Abend die gleichen Lieder zum besten zu geben. Auch wenn ich keine Portugiesin bin: Das ist wohl nicht im Sinne dieser Weltschmerzmusik.
Dementsprechend gespannt war ich auf die Hostel-Fado-Tour. Gleich um die Ecke liegt das Bairro-Alto, dass voll mit kleinen Kneipen, Restaurants und Laeden junger Designer ist. Die Fado-Kneipe war dementsprechend urig, klitzeklein und mit den beruhmten portugiesischen Fliesen behaengt. Gleich neben der Theke in einer kleinen Ecke treten jeden Abend verschiedene Einheimische Profis und Laien auf. Geld gibts allerdings nicht, der Lohn sind freie Getraenke. Neben der Hostelgruppe sassen dementsprechend vor allem Portugiesen an den kleinen an die Wabd gedraenkten Tischen.
Der Start des Gesangsabend war allerdings eher holprig. Die Lady konnte leider gar nicht singen. Dann kam ein aelterer Herr zum Zug, der sehr beruehrend und seelenvoll singen konnte. Genauso wie ich mir Fado vorgestellt habe.

26.9.11

Letzter Tag in Lissabon





















Eigentlich habe schon alles gesehen, oder sagen wir besser einen kleinen Einblick in die verschiedenen Viertel der Stadt bekommen. Daher war heute der Auftrag: Mitbringsel fuer die Daheimgebliebenen und mich zu finden. Was es da gegeben hat wird natuerlich nicht verraten.

Zunaechst stand aber das zweite Archaeologische Museum auf dem Plan, dass Lissabon anscheinend hat. Untergebracht ist es in einer Kirchenruine, die waehrend des schweren Erdbebens Ende des 18. Jahrhundet zerstoert wurde. Fazit der Besichtigung: Sagen wir mal so, angesichts der Tatsache, dass das Museum nur 3,50 Euro gekostet hat, war vielleicht auch nicht mehr zu erwarten aber ein bisschen lieblos arrangiert wirkten die zum Teil nacheinander aufgereihten Steine dann doch. Zum Teil fehlte auch die Beschriftung. 3 Minus mit Potential.

Was uebrigens in portugiesichen Museen sehr beliebt ist, ist die musikalische Untermalung der Ausstellung. Bei begehbaren Ruinen wird gerne mystische Musik im Hintergrund gespielt, bei einfachen Ausstellungsstuecken kommt dagegen Filmmusik von "Die fabelhafte Welt der Amelie" zum Einsatz. Die eigent sich ja sowie fuer alles, ob jetzt RTL II Reality Soap oder roemische Ausstellungsstuecke.

Was es einem heute mal nicht so leicht gemacht hat, war das Wetter. Bei gluehender Hitze wollte ich mich gerne ins Naturkunde Museum verziehen, aber das hatte zu. Das stand zwar nirgendwo aber ein nettes Schild mit der Info, dass man gerade das Museum verbessert, hat einem dann nicht mehr allzuviel Interpretationspielraum gelassen.

Aber die wichtigste Erkenntnis des Tages ist: Hogwarts liegt gar nicht in Schottland sondern mitten in Lissabon!

25.9.11

Das fantastische Kutschenmuseum im Lissabon






Ja, ich war tatsaechlich im Kutschenmuseum, aber nur, weil es draussen unertraeglich heiss und das Museum fuer umme war. So schlecht wars auch gar nicht. Das besagte Museum liegt in Bélem, einem Stadtteil von Lissabon, ein bisschen ausserhalb. Nicht nur ich hatte mir ueberlegt nach Bélem zu fahren, sondern anscheinend auch alle anderen Touristen der Stadt. Die Metro war also eher ein Tiertransport mit allen leckeren Geruechen, die dazu gehoeren.

Angkommen war ich erst mal im Hieronymitenkloster und habe mich im Kreuzgang herumgetrieben, der ziemlich eindrucksvoll ist. Fuer gute Stimmung hat eine Trommelgruppe lokaler Jugendlicher gesorgt, die erstaunlich gut waren. Vielleicht stelle ich die Tage mal den kleinen Film rein, den ich von den Jungs und Maedels gemacht habe.
Die Kirche konnte ich leider nicht besichtigen, da dort tatsaechlich ein Gottesdienst stattfand. Wer macht denn sowas und auch noch an einem Sonntag? Auf dem Rueckweg habe ich mich dann mit Wagenladungen von Kreuzfahrttouristen durch das Kirchenschiff gedraengelt. Vor lauter Mittagshitze bin ich zu allem Ueberfluss noch fast auf der Kirchenbank eingeschlafen.

Zunaecht habe ich mir aber das Archaeologische Museum angesehen, dass eher so mittelpraechtig ist, dann gings zum Wahrzeichen der Stadt, von dem ich bis gestern gar nicht wusste, dass es das Wahrzeichen Lissabons ist: Der Torre de Belém. Wieder mit 1000 anderen Touristen um die besten Plaetze gekaempft. Eigentlich dachte ich, es waere Nebensaison. Der Ausblick auf Lissabon, die Bruecke und das Meer haben einen dafuer aber entschaedigt. Dann dachte ich eigentlich ich koennte noch so ein leckeres Nata abgreifen aus der angeblich besten Nata-Baeckerei die praktischerweise auch in Bélem liegt. Aber schon von weitem standen die Leute in einer so unglaublichen Schlange in der prallen Sonne auf der Strasse, dass ich doch lieber ins Kutschenmuseum gegangen bin.

24.9.11

Verloren gehen in Lissabon





















Natuerlich bin ich nicht verloren gegangen. Aber am besten man tut mal so als ob. Denn am aufregensten erkundet man eine Stadt, indem man einfach mal den Stadtplan ganz tief in der Tasche vergraebt und einfach losgeht, mal sehen wo man sich wiederfindet. Meine erste Station habe ich allerdings doch mithilfe des Stadtplans gefunden. Ein Flohmarkt im Viertel Alfama. Durch die kleinen Gassen dorthin schlaengeln sich nicht nur Touristen sondern auch die typisch lissabonische (sagt man das so?) Tram. Es ist ein bisschen wie Achterbahnfahren wenn man in dem alten Kasten sitzt und jeden Augenblick damit rechnet, dass der Wagon gleich die naechste Hauswand schrammt.



Der Flohmarkt an der Kirche Sao Vicente de Fora ist riesig. Zu kaufen gibt es vor allem Klamotten und Buecher. Die Klamotten sehen aber meist eher so aus, als kaemen sie frisch aus der Kleiderkammer. Wirklich interessant sind die jungen Designer, die ihre Sachen hier anbieten, zumeist Schmuck, T-Shirts oder Roecke. Im Vergleich zu anderen europaeischen Staedten sind die Dinge eher guenstig. In Amsterdam oder Berlin wuerde man wahrscheinlich das doppelte fuer ein Armband oder ein selbstgemachtes Oberteil bezaheln. Allerdings sitzen auch jede Menge Privatpersonen auf dem Flohmarkt und verkaufen ihren halben Hausstand oder eben nur mal drei Teile.


Eine wirklich kurioses Highlight ist aber der Friedhof Cemitério dos Prazers uebersetzt heisst das "Friedhof der Vergnuegungen". Ueberall stehen kleine Marmorhauschen, in dem die Verstorbenen bestattet sind. Haufig kann man sogar in die ueberirdische Grabkammer gucken, da viele der kleinen Haeuschen mit eine Glastuer ausgestatte sind. An der rechten und linken Seite im Inneren sind kleine Waende eingezogen, eine Art Regal, auf denen die Saerge liegen. Oft sind diese nur mit grossen Spitzendeckchen zugedeckt. Diese sind zum Teil bereits zersetzt, sodass man einen sehr guten Blick auf den modernden Sarg hat. Irgendwie ein bisschen morbide, dem Verwesungsprozess so direkt zusehen zu koennen. Dafuer sind die Hauschen wunderschoen mit Ornamenten und Statuen verziert. Besonders kurios fand ich uebrigens die Grabplatte, die eine Schreinerbank darstellen soll.

23.9.11

Campo do Gerês






Irgendwo im Nirgendwo. Allein nach Campo do Gerês zu kommen ist schon ein Abendteuer. Das hoechstens 100-Seelen-Dorf liegt mitten im portugiesischen Nationalpark Peneda-Gerês, im Nordwesten, gleich an der spanischen Grenze. Zuerst geht es mit dem Zug von Porto nach Braga, eine sehr christliche Stadt, von der ich aber wenig mitbekomme, weil ich mich vom Bahnhof zum Bustransfer-Terminal durchschlagen muss, der pratischerweise nicht nur am anderen Ende der Stadt liegt, sondern auch schlecht ausgeschildert ist, naemlich gar nicht.

Angekommen, mache ich die Erfahrung, die ich bislang ueberall in Portugal gemacht habe, nette Leute, die alle mehr oder weniger gut Englisch sprechen und vor allem eines sind: hilfbereit. Ein Ticket in die endlegende Gegend zu bekommen ist daher kein Problem. Allerdings muss ich erst einmal 1 1/2 Stunden warten, es fahren naemlich nur fuenf Busse pro Tag in den Ort, in dem die Jugendherberge liegt.
Der Bus ist fast leer, nur die typisch portugiesichen Mamas und zwei Rentner sitzen zwei Reihen vor mir. Die Frauen, dick bepackt mit Einkaufstaschen. Die Maenner scheinen dagegen eher eingestiegen zu sein, weil sie mal wieder eine Runde mit dem Busfahrer schnacken wollen.

Paranoid und durchorganisiert wie ich bin, hab ich mir natuerlich ein Bild von der Jugendherberge ausgedruckt, bzw. die Internetseite. Nach einer Stunde rumkurverei ueber kleine Strassen, den Abgrund immer im Auge, komme ich an. Na ja fast, erst einmal fahren wir an der Jugendherberge vorbei. Irgendwie dachte ich, dass der Bus hier automatisch haellt. Also halte ich dem netten alten Mann vor mir erst mal den Jugendherbergs-Ausdruck vor die Nase, der sagt irgendwas freundliches auf portugiesisch, der Bus haelt, ich gehe ein Stueck der Strecke zurueck. Ich bin da.

Es riecht herrlich, wuerzig nach Pinien, Waldboden und die Luft ist ganz klar. Und es ist ruhig, man hoert einfach gar nichts. Sofort muss ich an meine Wandertouren in Australien denken. Wunderbar.
Das Zimmer ist einfach, Vierermaedchenzimmer, modern, sauber, super. Das Essen ist reichlich aber eher Kantinenstandart. Ausserdem werden ich fuer die naechsten drei Tage Fisch essen - vegetarisch is nich.

Voll motiviert stapf ich am naechsten Tag los. Ausgeruestet mit Profi-Wanderschuhen, auch bekannt als Chucks und einem Wanderrucksack, sprich Handtasche. Drei Stunden lang geht es an einem Stausee vorbei, superschoener Ausblick, dann gehts durch den Wald. Kleine Fliegen attakieren mich staendig, zumindest muss ich nicht in der prallen Sonne gehen. Nach drei Stunden wandern, kann ich es endlich sehen, das erste natuerliche Schwimmbecken. Leider bin nicht alleine, um den blaugruenen See herum, sitzten Leute in meinem Alter, meistens Paerchen, wie die Paviane und starren auf den Wasserfall.
Irgendwann sind die Paviane fast alle weg und ich wage mich ins Wasser. Es ist eiskalt, Bergseewasser, eben. Nach ein bisschen paddeln kletter ich auf einen Stein und lass mich von der Sonne trockenen, dann gehts zurueck zur Jugendherberge, schliesslich muss ich noch drei Stunden nach Hause laufen. Auf dem Rueckweg bieg ich nochmal ab, wieder bin ich nicht alleine, dafuer ist der See noch schoener.

Am naechsten Tag habe ich dann noch das Glueck Wildpferde zu sehen, Stute und Fohlen, zum Nasestreicheln nah. Was soll ich sagen? Der perfekte Wandertrip.